Drei tschechische Meister
Sie kommen aus Tschechien, sie sind Professoren und ihr künstlerisches Medium ist das Glas. Doch das ist alles, was sie verbindet. Gleichwohl die große Glastradition ihrer Heimat die Quelle ihrer Inspiration ist, geht jeder seinen eigenen Weg in Stil, Technik und Inhalt. Blickt man auf die Geschichte des böhmischen Glases, so versteht man ihre künstlerische Herkunft, denn in der Welt von Kunst und Design ist tschechisches Glas schon seit langem ein internationales Markenzeichen. Böhmisches Glas galt bereits vor Jahrhunderten als begehrter Exportartikel, und es waren tschechische Künstler, die in den 50er Jahren die künstlerische Ausdruckskraft des Materials erkannten. Als Professoren geben Bílek, Plesl und Stanický ihr Können auch an die nachfolgende Generation weiter: Die Arbeiten ihrer Studenten hat die Stiftung bereits in einer eigenen Ausstellung im Winter 2011/12 im Glasmuseum präsentiert – jetzt stellen wir Ihnen die Meister dahinter vor:
Ilja Bílek leitet seit 1996 das Glasstudio der Jan-Evangelista-Purkynĕ-Universität in Ústí nad Labem. Seine Skulpturen aus Glas sind frei von Posen und visueller Effekthascherei – mit ihrer konzentrierten geometrischen Formensprache scheinen sie vielmehr einer eigenen tieferen Logik zu folgen. Trotz der bisweilen fast asketischen Zurückhaltung in Form, Farbe und Bearbeitung des Materials, strahlen Bíleks Werke eine starke innere Dynamik aus.
Rony Plesl ist seit 2008 Leiter des Glasstudios der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag sowie seit 2011 Direktor der Abteilung für Angewandte Kunst. Als international gefragter und preisgekrönter Spitzendesigner arbeitet er seit langem mit großen Glasdesignfirmen zusammen – erst 2011 wurde er in Tschechien als „Designer of the year“ ausgezeichnet. Charakteristisch für seine Werkreihen ist die Form. Sie ist klar konturiert und meist Träger einer raffinierten Schlifftechnik. Beide zusammen gehen eine Symbiose ein, die nur mit dem Medium Glas realisiert werden kann.
Petr Stanický leitet das Glasatelier der Tomas BataUniversität in Zlín seit seiner Gründung im Jahr 2008. Für ihn ist das Glas kein Selbstzweck, sondern ein Medium, um gesellschaftliche Themen und die Beziehung zwischen Mensch und Natur künstlerisch zu reflektieren. Mit einer freien, ungezwungen Formensprache kombiniert er dabei Glas auch mit Metall oder Holz.
Haló – Ahoj, Ilja Bílek, Rony Plesl und Petr Stanický!
Fotos von links:
Rony Plesl, Samurai, 2011 – Foto Jaroslav Kviz
Petr Stanický, Factory building I, 2011 – Foto Lubomír Ančinec
Rony Plesl, Guard 1+2, 2010 – Foto Jaroslav Kviz
Ilja Bílek, Annäherung, 2010 – Foto Ilja Bílek