Glass Generations

Als unabhängige Fachhochschule für bildende Kunst und Design ist die Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam seit nunmehr 50 Jahren Heimat einer eng vernetzten internationalen Gemeinschaft von Studenten aus der ganzen Welt. Schü­ler und Lehrer schaffen hier gemeinsam eine Lernumgebung, in der Denken und Handeln zusammenkommen und uner­wartete Ideen entstehen. Ziel ist es, talen­tierte junge Menschen so zu fördern, dass sie im Bereich der bildenden Kunst oder des Designs selbstständig agieren können.

Die Gerrit Rietveld Academie hat seit jeher eine enge Verbindung zum Glas. Gegründet wurde die Glasabteilung 1969 von Sybren Valkema, der den Begriff „Free Glass“ für von Künstlern entworfenes und hergestelltes Glas anstelle der amerikani­schen Bezeichnung „Studio Glass“ prägte. Dank seiner Pionierarbeit konnten sich Lehre und Kunst damals wie heute immer wieder gegenseitig befruchten. Die Glas­abteilung hat den starken konzeptuellen Ansatz, Glas als skulpturales Material in die zeitgenössische Kunst zu rücken. Richtungsweisend ist in dieser Hinsicht auch der neue Name der Rietvelder Glas­abteilung: „The Large Glass“, angelehnt an eine Arbeit von Marcel Duchamp aus den Jahren 1915-1923, der hier erstmals Glas in der Konzeptkunst einsetzte.

So verstehen sich die Studenten nicht als Glaskünstler, sondern sehen sich in der Tradition der bildenden Künste. Sie werden ermutigt, frei zu arbeiten, das Material Glas zu erforschen, herauszufordern und seine Grenzen auszuloten. Technik ist dabei ein Werkzeug, kein Ziel. Gleichwohl werden während des gesamten Studiums grundle­gende Fähigkeiten vermittelt: Kunsttheorie, Konzept, Heiß- und Kaltglastechniken (Blasen, Gießen, Schleifen, Sandstrahlen, Formenbau usw.). Der Schwerpunkt liegt auf der individuellen künstlerischen Position des Schülers und auf dem Verständnis für die erforderlichen praktischen und theore­tischen Fachkenntnisse, die es braucht, um ein Künstler zu sein.

Mit unserer neuen Ausstellung gratulieren wir dem Jubilar und präsentieren außer­gewöhnlich freie Objekte, Wandarbeiten und Installationen von elf jungen Absol­venten. Ergänzt werden diese aktuellen Arbeiten mit zahlreichen Werken aus der Sammlung des Glasmuseums Lette, die als einzige im deutschsprachigen Raum einen außergewöhnlichen Querschnitt über die Glasabteilung der Rietveld Academie präsentiert. So ist es möglich, dass diese Ausstellung sozusagen als Satellitenaus­stellung im Jubiläumskontext fungiert und die Entwicklung von 50 Jahren Glas aus der Rietveld Academie vermittelt.

Eingeladen zu diesem Projekt hat uns Jens Pfeifer, der die Glasabteilung seit 2011 leitet. Dank seiner Initiative können wir Ihnen auch das heutige Potential der Rietveld Academie zeigen!

 

Foto oben:

Mirre Yayla Séur, When Memory Enters, a Midwife as a Metaphor (The Pretense of Presence), 2018  (Foto Kit Séur)

 

Fotos von links:

Katrien Van Liefferinge, „…Blood, Sweat, and Tears“, 2017  (Foto Katrien Van Liefferinge)

Marie De Bruyn, The process and its object, 2011 (Foto Marie De Bruyn)

Jenny Ritzenhoff, Lover 11 – 127 #reconstruction 1, 2017  (Foto Jenny Ritzenhoff)

Geir Nustad, Street view – Mother, son, soldier, 2014  (Foto Geir Nustad)

Jens Pfeifer, Bohemian cut 1, 2013 (Foto Jens Pfeifer)

Gareth Noel Williams, Deep in my own world, 2001 – Sammlung Glasmuseum Lette (Foto Ron Zijlstra)

Richard Meitner, Jumbo Lights, 2003 – Sammlung Glasmuseum Lette (Foto Ron Zijlstra)

Mieke Groot, o.T., 2003 – Sammlung Glasmuseum Lette (Foto Ron Zijlstra)