Mit Feuer und Flamme

Regelmäßig stellen wir Ihnen mit einem Schwerpunktthema verschiedene Techniken der Glaskunst vor und kommen dabei deren Entwicklungen und Perspektiven in der aktuellen Kunstszene auf die Spur. Nach der Ausstellung über Kaltglastechniken im letzten Jahr geben wir nun einen Einblick in die Technik des Lampenglases, die im Übrigen die dritte Ausstellung zu diesem Thema ist. Das hat seinen Grund, denn die Entdeckungsreise durch die aktuelle europäische Lampenglasszene ist ungebremst spannend und voller Neuheiten.

Lampenglas, vor der Lampe geblasen, über Flamme gearbeitet – diese vielleicht etwas irreführend klingenden Bezeichnungen stehen alle für eine besondere Technik, mit der Glasobjekte nicht am Ofen, sondern vor der offenen Flamme eines Gasbrenners, der sogenannten „Lampe“, geformt werden. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war dies tatsächlich eine mit zusätzlicher Luft versorgte Öllampe.

Lampenglas ist eine sehr alte Technik, ihre Ursprünge reichen bis in die Antike zurück. Eine Blüte erlebte diese Handwerksdisziplin ab dem 16. Jahrhunderts: Die Keimzelle befand sich in Venedig. Frankreich, die Niederlande und Deutschland folgten als Standorte. Früher wie heute liegt das deutsche Zentrum des lampengeblasenen Glases im Thüringer Wald, speziell in Lauscha.

Lange Zeit galt Lampenglas als Kunst der kleinen Form, die es erlaubt, Perlen, Miniaturen, Verzierungen oder kleinforma­tige Gefäße perfekt zu gestalten.

Doch seit den frühen 1990er Jahren geriet die Lampenglasszene in Bewegung, und heute belebt sie die Glaskunst in ungeahntem Ausmaß. Bis in die jüngste Künstlergeneration hinein hat sich die Lampenglastechnik etabliert. Die Begeisterung, die den Künstlern und Künstlerinnen für das Lampenglas innewohnt, überträgt sich auf ihre Ideen und die Objekte. Mit freien, plastischen, teilweise auch großformatigen Objekten revolutionieren sie geradezu diesen Glastypus und eröffnen ihm in der modernen Kunst neue Möglichkeiten.

Wir haben neun fantastische Künstler und Künstlerinnen aus verschiedenen europäischen Ländern eingeladen, ihre künstlerischen Positionen zu präsentieren. Gemeinsam haben sie die Technik, ihre „Welt“, in der sie arbeiten, hat aber stets eine eigene Geschichte. Das zeigen auch ihre Kunstwerke.

Freuen Sie sich mit uns auf die Gastkünstler: Falk Bauer, André und Rebekka Gutgesell, Krista Israel, James Lethbridge, Susan Liebold, JanHein van Stiphout, Christine Vanoppen und Nataliya Vladychko.

Auch versprechen wir ein Déja-vu mit Künstlern aus unserer Sammlung.

 

Foto oben: Susan Liebold, Kugel 1, 2022 – Foto Ronny Koch

Fotos von links:

Nataliya Vladychko, Triticum, 2020 – Foto Steven van Kooijk

James Lethbridge, Nightingale’s Sorrow – a Covid 19 replica – Foto James Lethbridge

Falk Bauer, Reisigbündler, 2022 Foto Falk Bauer

Christine Vanoppen, Infinity, 2019 – Foto Christine Vanoppen

 Krista Israel, Good Hair Is 90% Of The Perfect Selfie, 2021 – Foto Steven van Kooijk Photography

Siobhan Healy, Herbarium, 2011 – Foto Lighthouse Photographics

Falk Bauer, Spinnennetz mit Insekten, 2023 – Foto Falk Bauer

James Lethbridge, Acanthus Veronese in Blue – Foto James Lethbridge

 André Gutgesell, Familie 1, 2 + 3, 2018 – Foto Lutz Naumann

JanHein van Stiphout, Flora Venena (Detail), 2005 – Foto JanHein van Stiphout

Rebekka + André Gutgesell, Let it Go, or the start of the journey, 2014 – Foto Rebekka Gutgesell

Susan Liebold, Freistehendes Objekt, 2023 – Foto Ronny Koch