Aufbruch – Ungarns junge Glasszene 

Aufbruch – Ungarns junge Glasszene 

11.05.2019 - 01.09.2019

Ungarns Glasszene ist noch jung, und sie ist im Aufbruch.

Meisterstücke von ungarischen Glaskünstlern sind inzwischen heiß begehrt, große internationale Museen und private Sammler müssen oft lange warten, um Werke von Weltklasse erwerben zu können. Das Interesse ist nicht überraschend, da viele ungarische Künstler bereits mit großen internationalen Spitzenpreisen ausgezeichnet worden sind.

Glaskunst musste in Ungarn allerdings einen besonderen, einzigartigen Weg einschlagen, der sich nicht an der internationalen Studioglas-Bewegung orientieren konnte. Zwar gab es durchaus Traditionen in der Volkskunst und Glasproduktion, doch von etwa 1948 bis 1990 bestimmte vor allem Massenproduktion die staatliche Glasindustrie. Danach mussten viele Glashütten wegen Privatisierungen schließen, sie spielten weder für die Industrie noch für die Ausbildung zeitgenössischer Glaskunst eine große Rolle.

Von enormer Bedeutung dagegen war in Ungarn seit den 50er und 60er Jahren die erstklassige Ausbildung an den Fachschulen, Akademien und an der Budapester Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design (MOME). Zoltán Bohus, Meister, Lehrer und Pionier, war maßgeblich für die Entwicklung des autonomen Glases in Ungarn verantwortlich und erlangte schnell internationale Bedeutung für seine architektonischen Skulpturen aus kalt bearbeitetem Glas.

Überraschenderweise findet das autonome Glas im eigenen Land noch vergleichsweise wenig Anerkennung. Ungarische Museen zeigen meist nur Design-Glas, sie interessieren sich eher für antikes Glas als für modernes Studioglas. Zwar gibt es in Ungarn viele aktive, professionelle Glaskünstler, doch die meisten arbeiten unabhängig voneinander in eigenen Studios und Werkstätten. Es ist für sie schwierig, sich untereinander zu vernetzen, da es nur wenige spezialisierte Galerien, Ausstellungen oder Messen gibt, wo sich Künstler frei austauschen und inspirieren könnten. Zudem gehen die meisten Exponate direkt in ausländische Galerien. Die einzige Glasgalerie – die Hefter Gallery – befindet sich im Westen des Landes in der Stadt Pannonhalma. Ansonsten sind Werke der Künstler in Ungarn nur in wenigen, nicht auf Glas spezialisierten Kunstgalerien zu finden. Die Künstler haben also nicht oft Gelegenheit, die Arbeiten ihrer Kollegen zu sehen.

Allen voran engagiert sich die 1996 gegründete Hungarian Glass Arts Society (HGS) für das autonome Glas. Seit 2012 organisiert sie alle drei Jahre die international renommierte Ausstellungsreihe „HuGlass“. Ziel ist es, die verschiedenen Bereiche der Glaskunst der Öffentlichkeit vorzustellen und den Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, sich in einem professionellen Kontext vorzustellen und die Aufmerksamkeit der Kunstmärkte auf das Glas zu lenken. Das künstlerische Schaffen ist in Ungarn äußerst vielseitig, alle Künstler verbindet aber eine extreme Professionalität in den Glastechniken und -prozessen und die Intention, einen individuellen, visuellen Ausdruck zu entwickeln.

Mit unserer neuen Ausstellung möchten wir diese junge, lebendige Glasszene vorstellen. Wir zeigen rund 55 Arbeiten von 27 Künstlern – es sind Skulpturen, Objekte und Installationen von international renommierten Künstlern, aber auch von vielversprechenden Vertretern der jungen Generation. Sie alle sind Mitglieder der Hungarian Glass Arts Society (HGS).

Ganz herzlich bedanken wir uns bei der ungarischen Künstlerin und Kuratorin Zsuzsanna Kóródi, die sich für diese Präsentation ungarischen Glases sehr engagiert hat.

 

Foto oben:

Judit Grünfelder, Can´t Find, 2019  (Foto Judit Grünfelder)

 

Fotos von links:

Rita Bánó, Blue peach, 2019  (Foto László Spengler, Lili Sziráki)

Bernadett Hegyvari, Above and below 01, 2019  (Foto James Carcass)

Zsuzsanna Kóródi, Grid VII., 2018  (Foto Zsuzsanna Kóródi)

Zoltán Bohus, Autum I, 2015  (Foto Réka Bohus)

Dóra Varga, Boov 2, 2017  (Foto Zsuzsanna Kóródi)

Kyra László, w.omens 04, 2017  (Foto Kyra László)

Péter Borkovics, Blue yellow 2, 2017  (Foto Péter Borkovics)

Endre Gaál, Golden age 7, 2019  (Foto Endre Gaál)

György Gáspár, Plan, 2017  (Foto Zsuzsanna Kóródi)

Birgit Köblitz, Der Kurgast (H.H.), 2018  (Foto Éva M. Fodor)

Vajk Farkas, Green Stripe, 2017  (Foto Vajk Farkas)

Eszter Bősze, Flow Motion II., 2018  (Foto Tamás Szelestey)