Günter Wagner

Günter Wagner ist Bildhauer – das Glas ist für ihn ein künstlerischer Bedeutungsträger. Seine Werke sind eine Komposition aus unterschiedlichen, präzise bearbeiteten Materialien. Patiniertes Gusseisen, Stahl und Blei gehen konzeptuell mit Glas- oder Spiegelelementen eine Verbindung mit dem Licht und dem umgebenden Raum ein. Meist schafft Wagner geometrische Formen, die virtuos in ihrer unterschiedlichen Materialität ihre gegensätzlichen Wirkweisen transportieren. Leichtigkeit und Schwere, Lichtdurchlässigkeit und Kompaktheit vereinen sich zu einem äußerst ästhetischen Wechselspiel. Gemeinsam bauen sie Spannung und Entspannung auf, die ihrerseits in eine geradezu meditative Kraft münden. In Günter Wagners Objekten, Wandarbeiten und Installationen erleben wir Glas in einer für uns ungewohnten Dimension. Wenn er fragiles Glas mit massivem Metall verbindet, verkehrt sich die Wahrnehmung des Betrachters – denn beide Materialien können mal den Part des ruhenden, lastenden oder den des bewegten, leichten Momentes einnehmen. Die beiden Elemente Leichtigkeit und Schwere scheinen dabei mühelos ineinander überzugehen. Aus dieser Bipolarität beziehen seine Werke ihre innere Spannung und Anziehungskraft.

Günter Wagner, 1955 in Karlsruhe geboren, lebt seit vielen Jahren in Bruchsal. Er studierte zunächst Grafik und Malerei in Marburg, um dann ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe anzuschließen. 1988 erhielt er ein Projektstipendium des Bonner Kunstfonds für Bildhauerei in Italien. Seine Arbeiten werden mit großem Erfolg in ganz Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien und in der Schweiz ausgestellt. Erst in diesem Jahr wurde er mit dem Kunstpreis der Museumsgesellschaft Ettlingen ausgezeichnet.

Gemeinsam mit dem Kunstverein Münsterland in Coesfeld haben wir Günter Wagner eingeladen, sein materialübergreifendes Schaffen in zwei Parallelausstellungen zu präsentieren: Sie können seine Werke hier im Glasmuseum Alter Hof Herding und ab dem 21. Juni im Kunstverein Münsterland, Jakobiwall 1 in Coesfeld, erleben.

 

Fotos von links:

Günter Wagner, Aufgesetzt, 1998 – Foto Günter Wagner

Günter Wagner, Ikarus, 2004, Foto Günter Wagner

Günter Wagner, Hommage an Giovanni da Bologna, 2006 – Foto Horst Kolberg

Günter Wagner, Doppelkeil, 1996 – Foto Hildegard Morian

Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle

Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) hat eine traditionsreiche Geschichte. 1915 wurde sie offiziell als Kunstgewerbeschule im Sinne des Deutschen Werkbundes gegründet. Als 1925 das Bauhaus in Weimar aufgelöst wurde, kamen von dort zahlreiche Vertreter an die Burg. Die Burg Giebichenstein blieb bis 1989 eine der einflussreichsten Ausbildungsstätten für Designer und Künstler in der DDR. 1989 wurde sie als Kunsthochschule erneut umstrukturiert und die Ausbildung ist seitdem international ausgerichtet und findet fachbezogene Unterstützung durch Industrie, Wirtschaft, private und öffentliche Institutionen. In der Fachklasse Bild/Raum/Objekt/Glas kommen junge Künstler zusammen, um sich intensiv dem Material Glas zu widmen. Dabei ist bereits der Name der Klasse Programm – ein Statement für Material und Kontext! Nach diesem Prinzip setzen sich die Studierenden konzeptionell mit Glas auseinander. Sie erlernen bzw. verfeinern hier nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern werden auch dazu angehalten, die plastischen und künstlerischen Eigenschaften des Materials Glas auszuloten. Bei einem hohen handwerklichen Anspruch rücken so Idee, Konzept und Diskurs in den Vordergrund. Es entsteht ein Prozess, in dem die jungen Künstler die Aus-Bildung ihrer individuellen künstlerischen Sprache erleben, formale und gesellschaftliche Haltungen beziehen, um sich so mit ihrer Arbeit zu positionieren. In unserer Ausstellung präsentieren wir aktuelle Ergebnisse dieses Prozesses, der auch für eine neue Betrachtung des Glases in der zeitgenössischen Kunst steht: Es werden raumgreifende Installationen, Wandobjekte und Skulpturen aus gegossenem oder geblasenem Glas, oft in Verbindung mit anderen Materialien, gezeigt. Sie alle zeugen von Esprit, Humor und Tiefsinn, aber auch von großem handwerklichem Know-how. Die Arbeiten stammen von 11 Künstlern – eine Gruppe, die sich unter der Leitung von Dozent Sebastian Richter als Team versteht. Begleitet werden sie von ihrer Professorin, der renommierten Künstlerin Christine Triebsch.

Zu Gast sind:

Carl Bens, Felicitas Fässler, Wilhelm Frederking, Eri Hayashi, Juliane Hoffmann, Nora Manthei, Anne Martin, Alexander Roschke, Johannes Michael Rudloff, Jorge Sanchez Di Bello, Jakob Schreiter, Jenny Trinks, Sebastian Richter, Christine Triebsch.

 

Fotos:

Jorge Sanchez Di Bello, Elvia Cortés, 2015 – Foto AHH

Anne Martin, Fraktale Geometrie, 2016 – Foto Anne Martin

Eri Hayashi, Eine Insel, 2015 – Foto Uli Kühnle

Jakob Schreiter, Space Solid, 2015 – Foto AHH