Wie groß die Bedeutung des tschechischen Glases für die Entwicklung im Bereich Glas ist, kann man an der Vielzahl von Ausstellungen ersehen, die dem Thema in diesen Monaten gewidmet sind. Das Glasmuseum Alter Hof Herding richtet den Focus auf eine Auswahl großformatiger Objekte der letzten Jahre von so bedeutenden tschechischen Künstlern wie zum Beispiel Borek Šipek, Jan Fišar, Stanislav Libenský, Gizela Šabóková, Ivana Šrámková, und František Vizner. Werke, die erstmals im Glasmuseum zu sehen sind, und Exponate aus der eigenen Sammlung zeigen die große Bandbreite von Arbeiten mit einer Betonung der ästhetischen Formensprache bis hin zu figürlichen Skulpturen.
Zu Beginn der Studioglasbewegung in den 1960er Jahren wusste man in den USA und in Westeuropa nur wenig von den außerordentlichen Leistungen, die auf dem Gebiet des künstlerischen Umganges mit Glas in der Tschechoslowakei erbracht wurden. Aufgrund der großen Tradition des Glases in dem Land und seiner Förderung durch ein ungewöhnliches Schulsystem gibt es viele begabte Künstler, die seit den 1940er Jahren auf einem sehr hohen Niveau mit Glas arbeiten. Die Glasfachschulen in Nový Bor, Železný Brod und Kamenický Šenov vermitteln eine solide Basis technischer Fertigkeiten und schaffen gute Voraussetzungen für talentierte Studenten, anschließend an der Akademie für Angewandte Kunst in Prag oder Bratislava zu studieren.
Vor der politischen Wende arbeiteten tschechische Künstler in einem mehr oder weniger in sich geschlossenem System. In dieser isolierten Situation hatte Stanislav Libenskýs inspirierende Art zu Lehren einen enormen Einfluss auf die künstlerische Entwicklung seiner Studenten der Prager Akademie und auf das Glas in der CSSR insgesamt. Diese Kombination aus relativer Abgeschlossenheit einerseits und Libenskýs Einfluss andererseits prägte einen eigenen, nationalen und hauptsächlich skulpturalen Stil im Glasguss. Gleichzeitig entwickelte sich an der Akademie für Angewandte Kunst in Bratislava durch Vaclav Cigler das geschliffene optische Glas in ganz besonderem Maße. Mit dieser Ausstellung würdigt das Museum die Bedeutung des tschechischen Glases und seine Leistungen in der künstlerischen und technischen Entwicklung.
Fotos von links:
Frantisek Vizner, o.T., 2004 – Foto Ron Zijlstra
Gizela Sabokova, o.T., 1996 – Foto Ron Zijlstra
Ivana Sramkova, Green Bird, 2004 – Foto Ron Zijlstra
Ales Vasicek, Roter Diskus, 2003 – Foto Ron Zijlstra