Die Themen von Sibylle Peretti und Lieve Van Stappen haben im Wesentlichen einen gemeinsamen Kern. Sibylle Peretti, in Mülheim geboren, studierte in Köln Malerei und Bildhauerei. Heute lebt und arbeitet sie in New Orleans. Hin und wieder kehrt sie zum Arbeiten nach Deutschland zurück. Das zentrale Thema ihrer Arbeiten entwickelte Sibylle Peretti bei der Betrachtung von Kinderfotos aus alten medizinischen Fachbüchern. Angerührt und verfolgt von der Einsamkeit und dem Autismus dieser Kinder, will sie die Kleinen aus dem klinischen Kontext herauslösen und ihnen Würde verleihen. Die Darstellungen zeigen einen Verletzungs- und Heilungsprozess, wobei der Ausgang des letzteren ungewiss bleibt. „Die Kinder finden Trost im Schweigen und sprechen ihre eigene wortlose Sprache“. Dieser Gedanke wiederholt sich in den Zeichnungen von Sibylle Peretti, junge Menschen ähneln mythischen Wesen, scheinen mit Flora und Fauna verbunden und mit ihnen still zu kommunizieren.
Verwundungen, die aus emotionalen Erinnerungen an Krieg und Gewalt entstehen, sind das Thema von Lieve Van Stappen. Sie beschäftigt die Fragen über die Veränderung oder Verflüchtigung dieser Erfahrungen in der Rückschau mit zeitlicher Distanz und ihrer Auswirkung auf künftige Generationen und Gemeinschaften. Dabei geht es ihr nicht so sehr um die Notwendigkeit der ständigen Erinnerung. Sie will, dass diese Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten. Ihre Installationen wirken wie Laboratorien der Erinnerung. Transparente, lichtdurchlässige Objekte halten die flüchtigen Inhalte von Träumen und Albträumen, Trauer und Hoffnung, aber auch von persönlicher und allgemeiner Geschichte fest. In jüngster Zeit hat die Künstlerin bewegte Bilder und Klänge in ihre Arbeiten integriert. Lieve Van Stappen lebt und arbeitet in Belgien. Sie hat in Gent Malerei und Bildhauerei studiert.
Fotos von links:
Sibylle Peretti, Birdkiss, 2005 – Foto Ron Zijlstra
Sibylle Peretti, Wall of tears, 2005 – Foto Ron Zijlstra
Lieve van Stappen, Barbed wire, 2005 – Foto AHH
Lieve van Stappen, Beggars, 2005 – Foto Ron Zijlstra