Was gibt es jenseits der Abstraktion zu entdecken? Keine einfache Antwort, denn Abstraktion bezeichnet den Prozess, der aus dem konkret Erkennbaren und Gegenständlichen das Allgemeine und Begriffliche herausfiltert oder das Wesentliche aus dem Unwesentlichen löst. Die drei aus den Niederlanden kommenden Künstler Simsa Cho, Menno Jonker und Winnie Teschmacher stellen sich dieser Aufgabe. Was man nicht sieht, interpretieren sie mit meisterhaften Arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise. Trotz hoher Abstraktion sind die Themen ihrer Arbeiten wahrnehmbar. Sie offenbaren sich dem Betrachter mal spielerisch, mal ernst und immer materialgerecht.
Simsa Cho wurde 1962 in Chiba, Japan, geboren. Nach seinem Studium an der Tama Art University in Tokio zog es ihn nach Amsterdam an die Rietveld Akademie. Inzwischen hat er seinen Weg über die großen holländischen Galerienkreise hinaus gefunden. Poetisch, manchmal fabulierend, schöpft Simsa Chos künstlerische Sprache aus der reichen Quelle des Unbewussten. Seine eigenwilligen Skulpturen, die er oft mit anderen Materialien kombiniert, erzählen geheimnisvolle Geschichten, zuweilen mit Humor und Ironie.
Menno Jonker, 1968 im niederländischen Castricum geboren, wandte sich erst 1997 dem Glas als künstlerischem Medium zu. Dennoch wurde er bereits 2001 vom Corning Museum of Glass (USA) zu den besten Glaskünstlern der Welt nominiert. Seine Arbeiten werden wegen ihrer technischen Perfektion, der einzigartigen Formensprache und des innovativen Umgangs mit dem Material Glas geschätzt. Die organischen, schmiegsamen Formen seiner Objekte verführen den Betrachter dazu, seinen haptischen Neigungen nachzugeben und die harmonischen Konturen zu erspüren. So haben sie eine starke emotionale Kraft, welche die intensiven, ungewöhnlichen Farbtöne noch unterstreichen. Menno Jonkers künstlerische Sprache wirkt lyrisch, und er bekennt sich voll und ganz zur Ästhetik des Glases.
Winnie Teschmacher, 1958 in Rotterdam geboren, kann auf eine langjährige und breitgefächerte Erfahrung mit dem Material Glas zurückblicken. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Rotterdam und der Freien Akademie in Den Haag eröffnete sie bereits 1983 ihr eigenes Glasatelier. Als freischaffende Künstlerin und Designerin war sie für verschiedene Glasfabriken tätig. In ihrer künstlerischen Arbeit dringt sie wie eine Mystikerin zum Kern der Dinge vor. Dabei entstehen Werke aus einer klaren, rationalen Architektur, deren Formensprache sich mit Harmonie, Stille und Spiritualität kongenial vereint.
Die Ernsting Stiftung freut sich sehr, Ihnen in der neuen Ausstellung „Beyond Abstraction“ diese drei außergewöhnlichen Künstler vorstellen zu können.
Fotos von links:
Simsa Cho, Twilight Energy, 2002 – Foto Ron Zijlstra
Menno Jonker, Atlantic Ridge Crater, 2007 – Foto Jeroen van der Spek
Winnie Teschmacher, Equillibrium 1, 2006 – Foto AHH
Winnie Teschmacher, Light of the soul, 2007 – Foto Louis Sonderegger