Die aktuelle Ausstellung „Neuerwerbungen 2023“ wird bis zum 02.Juni 2024 verlängert!
Auf der Suche nach spannender Glaskunst, die die Sammlung der Ernsting Stiftung bereichert, haben wir uns auch im vergangenen Jahr 2023 wieder in der deutschen und internationalen Glasszene umgesehen. Unsere Reisen zu Ausstellungen, Messen, Galerien und Künstlern waren überaus erfolgreich, denn die Glaskunst, der wir dort begegneten, strotzte nur so vor Kreativität und Professionalität. Uns bot sich eine bunte, breitgefächerte Palette unterschiedlichster Arbeiten, von farbenfroh bis puristisch, von fragil bis kompakt, von erfrischend skurril bis gesellschaftskritisch, von lebhafter Erzählkunst bis stiller Ästhetik.
Darunter haben wir auch zwei preisgekrönte Werke entdeckt: In der renommierten Galerie Handwerk München lernten wir u.a. die Arbeit der sehr jungen, äußerst talentierten Künstlerin Anna Martinková aus Tschechien kennen. Geboren 2001 in Prag, studiert sie zurzeit noch an der Akademie für Kunst, Architektur und Design. Die klare und dennoch ungewöhnliche Geometrie ihrer Formensprache hat nicht nur uns sehr beeindruckt: Für ihr Werk „Holy water font“ wurde sie erst kürzlich mit dem vielbeachteten „Czech International Student Design 2023 – Outstanding Student Design Award“ ausgezeichnet. Gefertigt aus formgeschmolzenem, präzise geschnittenem und poliertem Glas, stellt es, wie auch der Titel betont, ein Weihwasserbecken dar. Seine Form jedoch ist atypisch, denn sie folgt dem ungewöhnlichen Grundriss der barockgotischen Kapelle St. Anna im tschechischen Panenské Brežany. Mit dieser Arbeit verneigt sich Anna Martinková nicht nur vor der eigenwilligen Architektur der böhmischen Barockgotik, sondern bewegt sich zudem gekonnt an der Grenze zwischen freier und angewandter Kunst.
In München fiel uns auch die Künstlerin Desislava Stoilova auf, die, geboren 1983 in Bulgarien, seit Jahren in Frankreich lebt und arbeitet. Ihr wichtigstes Material ist Pâte de verre, also eine opake Glaspaste, die sie in einer Sandform im Ofen brennt. Ihre Skulptur „Waiting for the rain“ wurde 2022 bei der hochangesehenen „International Exhibition of Glass Kanazawa 2022″ mit dem Silbernen Preis gewürdigt. Das Werk strahlt trotz oder auch wegen der weichen, durchscheinenden Farben nicht nur anmutige Zerbrechlichkeit, sondern auch Kraft und Ruhe aus. Ihr künstlerisches Schaffen beschreibt Desislava Stoilova so: „Die raue und unregelmäßige Textur von Glas erinnert an den Lauf der Zeit und die Abnutzung von Materialien. Mich inspiriert die Transformation des Materials, aber auch der Realität und der Erinnerung.“
Bei einer Ausstellung in der Glashütte Gernheim machten wir u.a. Bekanntschaft mit den Werken von Anne Wenzel, die zu den wenigen noch verbliebenen deutschen Meistergraveuren zählt. Darüber hinaus ist sie eine fabelhafte Erzählerin – ihre vielschichtigen, oft skurrilen Geschichten überträgt sie mit einer fantastischen Bildsprache direkt in das farbige Überfang-Glas, mit dem sie gerne arbeitet.
Seien Sie also gespannt auf unsere rund 60 außergewöhnlichen Neuerwerbungen, auf Objekte, Skulpturen und Installationen von Kunstschaffenden aus aller Welt, die wir Ihnen in unserer neuen Ausstellung vorstellen möchten!
Foto oben: Valerie Rey, RESPECT, 2022 – Foto Valerie Rey
Fotos von links:
Jenny Mulligan, Confluence Pinky, 2023 – Foto Jenny Mulligan
Nina Casson McGarva, Iris, 2023 – Foto Nina Casson McGarva
Anna Martinková, Holy water font, 2022 – Foto Šimona Němečková
Martin Janecký, Thinker (Blue), 2023 – Foto Glasmuseum Lette
Anne Wenzel, Skin Food, 2022 – Foto Julius Demant
Desislava Stoilova, Waiting for the Rain, 2021 – Foto Desislava Stoilova
Rayleen Clancy, In the Hollow Rocks, 2022 – Foto Rayleen Clancy
Karin Mørch, Big Line, Dark Green, 2022 – Foto Ole Akhøj
Franz Winkelkotte, Offene Gesellschaft, 2023 – Foto Ralf Emmerich
Nancy Sutcliffe, Colony, 2022 – Foto Nancy Sutcliffe
Pauline Bétin, Cereal Catedral, 2017 – Foto Pauline Bétin
Rasmus Nossbring, Faint Recall, 2023, Foto – Studio Kleiner