„Wenn sich das Glas beim Schleifen wohlfühlt, dann fängt es an zu singen“, sagt Willi Pistor, ein großer Pionier der Glaskunst und einstiger Lehrer an der Glasfachschule Hadamar, der wie seine dortigen Kollegen die handwerkliche Meisterschaft mit einer künstlerischen Vision perfekt vereint.
An der Glasfachschule Hadamar war und ist es bis heute den Lehrenden eine Herzensangelegenheit, junge Menschen für den Werkstoff Glas zu begeistern. So wundert es nicht, dass viele renommierte Glaskünstler und Glaskünstlerinnen in Hadamar gelernt und gelehrt haben.
Die zwischen Köln und Frankfurt gelegene Glasfachschule Hadamar zählt heute zu den bekanntesten Ausbildungs- und Glasveredelungsstätten Deutschlands. Mit großem Potenzial und Know-how bewegt sie sich stets nah am Puls der Glastechnologiebranche. Immer wieder ist es ihr gelungen, ihr Ausbildungsprogramm für die Entwicklungen der beruflichen Praxis zu optimieren und so hervorragende Bedingungen für die Ausbildung zu schaffen.
Gegründet wurde sie 1949 auf Initiative heimatvertriebener Glasfachleute aus den Glaszentren Nordböhmens: Sie hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Hadamar und Umgebung niedergelassen, um dort neue glasveredelnde Betriebe aufzubauen. Ihr Ziel war es, Berufsnachwuchs aus einer eigens eingerichteten Fachschule heranzubilden, wie es auch früher in der alten Heimat üblich war.
Nachdem das Glasmuseum Lette in einer Sonderausstellung 2019/20 bereits das künstlerische Wirken von Schülern der Glasfachschule Hadamar vorgestellt hat, widmet es sich nun in einer umfassenden Revue ihren Lehrenden.
Dabei werden in einem spannenden, breitgefächerten Spektrum unterschiedlichste Arbeiten von 23 Lehrenden gezeigt, die im Laufe der vergangenen sieben Jahrzehnte als Pädagogen und als Künstler in Hadamar gewirkt haben. Einige von ihnen lehren derzeit an der Schule, andere hatten früher einen Lehrauftrag oder sind im Ruhestand, die ersten Pioniere der Schule, die einst bei der Gründung und beim Aufbau beteiligt waren, sind schon verstorben. So sind auch die präsentierten Werke aus den frühen Jahren der Schule von einzigartigem historischen Wert.
Das künstlerische Schaffen all dieser Künstler und Künstlerinnen spiegelt die Entwicklungsgeschichte der Glasfachschule Hadamar wider, in der kontinuierlich neue Techniken und Verfahren aufgegriffen und perfektioniert worden sind.
Besonderer Dank gebührt Reiner Eul, der Glasmalerei, Bleiverglasung und Glasverschmelzung in Hadamar unterrichtet – er fungierte als Vermittler zwischen der Glasfachschule, den Künstlern und dem Glasmuseum Lette. Dank seines Engagements ist es in der neuen Ausstellung möglich, die große Meisterschaft der Lehrenden Revue passieren zu lassen!
Fotonachweis: Reiner Eul
Foto oben: Andrea Hebgen, Brassolini-Caligo – Bananenfalter, 2021
Fotos von links:
Andreas Otto, Hommage, 1988
Thomas Kruck, Still Living On The Edge, 1995
Herbert Petters, o.T., Entwurf 1935-40, Ausführung nach 1953
Reiner Eul, Gestörte Kommunikation, 2021
Willi Pistor, o.T., um 1970 (undatiert)
Josef Welzel, Liegende Figur,1980
Carolin Schwarz, Staatspreis I, 2010
Hans Jorda, o.T. (Meisterstück),1965
Alfred Otto, Jagdszene, um 1972
Alexander Pfohl, Kristallglasteller, ca. 1928
Kurt Eiselt, Große Vase, 1966/67
Frank Ballowitz, Namnam, 2021